Zbinden,
Emil *26.6.1908 Niederönz (BE), †13.12.1991 Bern. Holzstecher, Illustrator, Zeichner, Maler und Grafiker. Holzstich-Illustrationen zu den Gotthelf-Ausgaben der Büchergilde Gutenberg. Mitbegründer der Holzschneidervereinigung Xylon. |
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Emil Zbinden wächst in sehr bescheidenen Verhältnissen in Niederönz bei Herzogenbuchsee auf; 1916 Übersiedlung der Familie nach Bern. Nach Schulabschluss und Schriftsetzerlehre in Bern fährt Zbinden 1928 zur Weiterbildung nach Berlin und im Herbst 1929 nach Leipzig. Hier, im Zentrum der deutschen Buchproduktion und Buchkunst, besucht er die Kunstakademie und wird in die Meisterklasse von Professor Bruno Belwe aufgenommen. Teilnahme an Zusammenkünften der Leipziger Gruppe der Association revolutionärer bildender Künstler; erste Arbeiten für die Büchergilde Gutenberg in Berlin. Bekanntschaft mit Bruno Dressler, Präsident des Bildungsverbands deutscher Buchdrucker und treibende Kraft der Büchergilde. 1931 hilft Zbinden bei der Gestaltung einer Ausstellung der Interessengemeinschaft für Arbeiterkultur in Leipzig und gerät dabei in unliebsame Konfrontation mit Nazikreisen. Er kehrt nach Bern zurück und versucht sich als freier Grafiker und Künstler durchzuschlagen. 1933 fährt er noch einmal nach Leipzig und Berlin und beschwört den durch das Naziregime bedrohten Dressler, in die Schweiz zu kommen; dieser emigriert nach Zürich und leitet die Büchergilde von dort aus. 1934 findet Zbinden für ein Jahr Arbeit als Grafiker in Nizza. Nach seiner Rückkehr nach Bern beauftragt ihn Dressler, die von ihm herausgegebenen Gotthelf-Bände zu illustrieren. Daraus wird eine jahrelange Zusammenarbeit, in der Zbinden einen ganz eigenen Stil des Holzstichs entwickelt. Daneben befasst er sich in freien Arbeiten auch mit andern Techniken. Im Zusammenhang mit der von Zbinden initiierten Ausstellung "Der Schweizerische Holzschnitt" in der Kunsthalle Bern 1944 wird die Holzschneidervereinigung Xylon gegründet; die Administration übernehmen Zbinden und Emil Burki. Zeitweilige Arbeitsgemeinschaft Zbindens mit Eugen Jordi und Rudolf Mumprecht; 1951 zeichnen und malen die drei den Staumauerbau Grimsel-Oberaar. 1952 Heirat mit Emma Bichsel und Geburt des Sohns Karl. 1953 Bekanntschaft mit Frans Masereel und Gründung der Xylon International. Ab 1955 Zusammenarbeit mit dem Verein für Originalgraphik in Zürich. Während seiner Ausbildungszeit in Deutschland war Zbinden ein Modernist, der im Konstruktivismus und Funktionalismus die Versöhnung zwischen Kunst und Technik suchte. Er entfernte sich aber nie ganz vom Gegenständlichen und fand bald zurück zu einer traditionellen Formensprache. Als Zeichner und Maler leistete er Beachtliches; aber diesen Teil seines Schaffens verbarg er weitgehend vor der Öffentlichkeit. Populär wurde er als Holzstecher, und zwar vor allem durch seine Gotthelf-Illustrationen. Sowohl bei der Darstellung der Landschaften des Emmentals wie bei der Darstellung der bäuerlichen Bevölkerung suchte er das «Typische» herauszuarbeiten, wobei er weniger mit harten Kontrasten in Schwarz und Weiss arbeitete, als vielmehr mit seiner Sticheltechnik feine Abstufungen erzeugte. Dabei zog er den Holzstich dem Holzschnitt vor. Öffentliche Anerkennung fand er erstmals 1943, als ihm das Aeschlimann-Stipendium verliehen wurde. Er, der Revoluzzer, galt jetzt vielen als bodenständiger Heimatkünstler. In den 70er Jahren wurde er von der linken Kulturszene als ein mit der Arbeitswelt eng verbundener Künstler neu entdeckt. 1986 bekam er den Kulturpreis Emmental und 1987 den Kulturpreis des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Der Kunstkritiker Peter Killer bezeichnete ihn 1983 als «den bekanntesten Schweizer Holzschneider der Gegenwart» und fügte bei: «Ich bin der Ansicht, dass er ausserdem seit Vallotton der bedeutendste ist.»
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Biografie von Emil Zbinden | |
1908 |
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Literatur: • Tobias Kästli: Emil Zbinden. Zeichner, Holzschneider und Typograph. Zürich: Limmat Verlag Genossenschaft, 1991 • Peter Münger: Emil Zbinden. Holzschneider, Maler. Eine Künstler-Videodokumentation. Zürich: Verein Künstler-Videodokumentation, 1990. 40 Min. • Emil Zbinden. Landschaften und Menschenbilder. Holzschnitte zu Jeremias Gotthelf und C. A.Loosli. [Vorwort:] Rea Brändle. Zürich: Limmat Verlag Genossenschaft, 1988 • Fred Zaugg, Alexander Egger: Lokaltermin Atelier. 101 Künstlerinnen und Künstler. Das Louise-Aeschlimann-Stipendium 1942-1987. Bern: Bernische Kunstgesellschaft, 1988 • Eva Korazija Magnaguagno: Der moderne Holzschnitt in der Schweiz. Vorwort: [Reinhold] Hohl; Beitrag von [Bernhard] Fridolin Fassbind. Zürich: Limmat Verlag Genossenschaft, 1987 • Alfred A. Häsler: Emil Zbinden. Das graphische Werk. II. Illustrationen zu Jeremias Gotthelf. Hauterive: Editions Xylon, 1984 • Marcel Baumgartner: L'Art pour l'Aare. Bernische Kunst im 20. Jahrhundert. L'Art bernois au XXe siècle. • Kunst am Bau. Industrielle Betriebe der Stadt Zürich. Text und Konzept: Yvonne Höfliger. Zürich, 1984 • Alfred A. Häsler: Aussenseiter, Innenseiter. Porträts aus der Schweiz. Frauenfeld: Huber, 1983 • Guido Magnaguagno: Emil Zbinden. Das Graphische Werk. I. Freie Blätter 1926-1982. Hauterive: Editions Xylon, 1982 KLS, KVS, LzSK, Vollmer |
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